Geschichte, Entwicklung und Verwendung von Programmheften an amerikanischen Schauspiel-Theatern
Programmhefte, im amerikanischen Kontext oft als „playbills“ oder „theatre programs“ bezeichnet, sind ein fester Bestandteil des Schauspiel-Theaters in den Vereinigten Staaten. Sie informieren das Publikum über die Inszenierung, bieten kulturelle und historische Kontexte und dienen als Erinnerungsstücke.
Ursprünge und frühe Entwicklung
Die Wurzeln der Programmhefte in den USA reichen bis in die Kolonialzeit zurück, als einfache Ankündigungszettel für Theateraufführungen verwendet wurden. Im 18. Jahrhundert, mit der Entstehung professioneller Theater in Städten wie Philadelphia und New York, wurden sogenannte „playbills“ eingeführt. Diese einseitigen Zettel enthielten grundlegende Informationen wie Titel, Datum, Ort und gelegentlich die Namen der Schauspieler. Sie wurden an öffentlichen Plätzen ausgehängt, um ein breites Publikum anzuziehen, und spiegelten die britischen Traditionen wider, die von Einwanderern mitgebracht wurden.
Im frühen 19. Jahrhundert entwickelten sich Playbills weiter, insbesondere mit dem Aufstieg des kommerziellen Theaters in urbanen Zentren. Die Einführung der Dampfpresse ermöglichte kostengünstigeren Druck, wodurch Playbills detaillierter wurden. Sie enthielten nun Besetzungslisten, kurze Inhaltsangaben und Werbeanzeigen, die lokale Geschäfte oder kommende Aufführungen bewarben. Diese Programme waren noch primär funktional, dienten aber zunehmend auch als Marketinginstrumente für das aufstrebende Theatergeschäft.
Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert
Das späte 19. Jahrhundert markierte einen Wendepunkt für Programmhefte in den USA, insbesondere mit der Etablierung des Broadway als Zentrum des amerikanischen Theaters. Programme wurden von einfachen Zetteln zu mehrseitigen Heften, die über die bloße Ankündigung hinausgingen. Sie enthielten Essays zu den Stücken, Biografien der Schauspieler und Regisseure sowie Informationen zu Bühnenbild und Kostümen. Die Gründung des Magazins Playbill im Jahr 1884, das zunächst als Programmheft für einzelne Theater diente, revolutionierte die Branche. Playbill standardisierte das Format und wurde zum Synonym für Broadway-Programme, die heute millionenfach gedruckt werden.
Im 20. Jahrhundert passten sich Programmhefte den kulturellen und technologischen Veränderungen an. In den 1920er und 1930er Jahren, während der Blütezeit des Broadway, wurden Programme visuell ansprechender, mit hochwertigen Drucken, Fotografien und farbigen Designs. Sie spiegelten den Glamour der Ära wider und wurden zu begehrten Souvenirs. Theater wie das Shubert Theatre oder das Winter Garden Theatre nutzten Programme, um ihre Marke zu stärken und durch Werbeanzeigen Einnahmen zu generieren.
Die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg führten zu Materialknappheit, wodurch Programme einfacher gestaltet wurden. Nach dem Krieg erlebten sie jedoch eine Renaissance, insbesondere mit dem Aufkommen regionaler Theater und gemeinnütziger Bühnen wie dem Guthrie Theater (gegründet 1963). Diese Theater legten Wert auf pädagogische Inhalte, wie dramaturgische Analysen oder historische Essays, um das Publikum intellektuell einzubinden. Programme wurden zunehmend zu Dokumenten, die die künstlerische Mission der Theater unterstrichen.